Steil- und Terrassenlagen

Anlässlich des Jubiläums „750 Jahre Weinbau in der Stadt Erlenbach am Main“ veranstaltete die Stadt Erlenbach in der Frankenhalle eine Fachtagung zum Thema „Steil- und Terrassenlagen im Weinbau“. Organisiert wurde sie in enger Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim.

Rund 150 Teilnehmer aus unterschiedlichen Weinbaugebieten verfolgten mit großem Interesse die Ausführungen der Referenten, die die sozialen und kulturellen, aber auch die ökologischen, weintouristischen und arbeitswirtschaftlichen Aspekte der Steillagen beleuchteten. Einzigartige Kulturdenkmäler „Die für Franken, Wüttemberg, Baden und Mosel so typischen Steil- und Terrassenlagen sind nicht nur Garant für herausragende Weine, sondern zudem einzigartige Kulturdenkmäler, ökologisch wertvolle Lebensräume und Grundlage für den Tourismus in der Region“, erklärte Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner in seiner Grundsatzrede. Den Erhalt dieser Lagen sieht der Minister deshalb als gesellschaftspolitische Verpflichtung, zugleich aber auch als gewaltige Herausforderung. Denn die Bewirtschaftung ist für die Winzer mit einem erheblichen Mehraufwand von bis zu 1000 Arbeitsstunden pro Jahr und Hektar gegenüber Normallagen verbunden. Laut Brunner wird sich der Freistaat auch zukünftig für geeignete Rahmenbedingungen einsetzen, die eine Bewirtschaftung der landesweit 1000 Hektar Steil- und Terrassenlagen auf Dauer möglich machen. Eine ernsthafte Bedrohung für die Steillagen ist nach Aussagen des Ministers der geplante rasche Wegfall des europaweiten Anbaustopps für Reben. Weinberge in landschaftlich wertvollen Steillagen liefen Gefahr, zugunsten leichter zu bewirtschaftender Flächen aufgegeben zu werden, brach zu fallen und zu verbuschen. Um das zu verhindern und der Bundesregierung bei den Verhandlungen mit Brüssel den Rücken zu stärken, wurde eine Bundesratsinitiative zur Verlängerung des Anbaustopps bis 2025 gestartet. Eine Verlängerung würde der Weinwirtschaft laut Brunner die notwendige Zeit verschaffen, um Konzepte zu erarbeiten, die Weine aus Steillagen mit ihrer besonderen Qualität für den Verbraucher erkennbar zu machen. Podiumsdiskussion mit Steillagen-Winzern In einer Podiumsrunde diskutierten Reinhard Löwenstein, Weingut Heymann-Löwenstein (Winningen/Mosel), Amédée Mathier, Weingut Albert Mathier (Salgesch/Wallis), Paul Fürst, Weingut Rudolf Fürst (Bürgstadt/Franken) und der Präsident des Fränkischen Weinbauverbandes Artur Steinmann über die Zukunft der Steillagen. Es sind zum einen die Winzer gefordert, in den Steillagen hochwertige Weine zu erzeugen, für die die Weintrinker auch bereit sind, etwas mehr Geld auszugeben. Zum anderen sind die Steillagen aber auch ein wichtiger Bestandteil einer attraktiven Landschaft. „In 35 Regionen Europas werden Steillagen bewirtschaftet. Hier heißt es: Ohne Steillagen kein Tourismus. Die Menschen kommen nicht nur wegen des Weins, sie kommen auch wegen der Landschaft. Wir fordern deshalb eine Unterstützung für Erschließungsmaßnahmen, Bewässerung und Stützung der Mauern. Das kann ein Winzer nicht allein schultern“, sagte Präsident Steinmann. Steillagen auf dem Rotwanderweg Was das Besondere an den Steillagen ist, erlebten die Teilnehmer im Anschluss an das Vortragsprogramm auf einem Teilstück des Rotweinwanderweges. Die Wanderung ging mitten durch die Buntsandsteinterrassen zwischen Erlenbach und Klingenberg. An der Aussichtsplattform „Dreh“ gab Erlenbachs Bürgermeister Michael Berninger einen Überblick über die Landschaft und stellte die umliegenden Gemeinden vor. Peter Doneis vom Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken führte die Besucher durch die Weinberge und informierte vor Ort über die aktuellen Sanierungs- und Erhaltungsmaßnahmen in den Terrassen. Mit Hilfe der staatlichen Fördermittel haben die Winzer hier bislang 11,5 Kilometer Trockenmauern wieder aufgebaut und 16 Hektar Rebflächen angelegt.

Hinterlasse einen Kommentar